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Das richtige Abtränken von Kälbern

Das Abtränken bedeutet Stress! 

Kälber werden nicht als Wiederkäuer geboren, sondern müssen sich dahin entwickeln ihren Energiebedarf über das Festfutter decken zu können.
Der richtige Fahrplan beim Reduzieren der Tränkemenge kann wichtige Meilensteine in der Kälber- und  Jungtieraufzucht sowie für die spätere Leistungsfähigkeit der Kälber als Milchkühe legen.

Die Kälber von heute sind die Kühe von morgen.

Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass die Kälber gesund aufwachsen, um später als Milchkuh ihr genetisches Leistungspotenzial ausschöpfen zu können. Bisher waren hierbei die Durchfall- und Lungenerkrankungen innerhalb der ersten Lebenswochen die Hauptthemen in der Aufzucht von Kälbern. Durch Verbesserungen in der Haltung, Hygiene, Management und Erhöhung der Tränkemengen konnte die Anzahl an Erkrankungen deutlich reduziert werden. Doch neben diesen Erkrankungen kann auch das Absetzen der Kälber von der Milch ein Faktor sein, welcher über die zukünftige Leistungsfähigkeit des Kalbes mitentscheidet. Denn das Abtränken verursacht Stress!

Kälber kommen ohne eigenes Immunsystem auf die Welt und erhalten mit der Kolostrumgabe nur einen vorrübergehenden Schutz. Das eigene Immunsystem bauen die Kälber erst mit ein paar Wochen auf, der passiv erworbene Schutz nimmt stetig ab. Zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche befinden sich die Kälber in der so genannten immunologischen Lücke, sprich sie sind deutlich anfälliger für Krankheiten. Häufig finden die für Kälber stressigen Aktionen in dem Zeitraum der immunologischen Lücke statt, wie zum Beispiel Futterumstellungen (von Vollmilch auf MAT), Reduzierung der Tränkemenge oder -konzentration, Enthornen, Gruppenwechsel etc. Es empfiehlt sich darauf zu achten, dass möglichst nur eine Maßnahme zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt wird. Dies bedeutet Gruppenwechsel, Enthornen und eine Reduzierung der Tränke sollten nicht an einem Tag geschehen. Ein weiterer wichtiger Punkt beim Abtränken ist die energetische Versorgung des Kalbes. Denn sowohl das Wachstum, der Erhaltungsbedarf, als auch das Immunsystem benötigen Energie für ihre Prozesse. Diese kann ein Kalb innerhalb der ersten Lebenswochen fast ausschließlich aus der Milch beziehen. Mit der Gewöhnung ans Festfutter wird auch die Ausbildung des Pansens gestartet. Eine frühe Entwicklung zum Wiederkäuer und eine ausreichende Festfutteraufnahme ermöglichen es dem Kalb während der Reduzierung der Tränke die benötigte Energie aus dem Festfutter zu generieren.

Ein weit verbreiteter Mythos ist es, dass durch eine starke Reduktion der Tränkemenge, die Kälber früher anfangen eine größere Menge an Festfutter aufzunehmen. Zwangsweise wird es das Kalb irgendwann tun, zuerst fällt es allerdings in eine energetische Lücke und wird somit erneut anfälliger für Krankheiten oder entwickelt sich nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten. Zu erkennen sind Kälber mit einem Energiemangel an dem langen, struppigen Fell. Zu schnell abgetränkte Kälber werden sich zusätzlich ein Stück zurückentwickeln und an Körpermasse verlieren.

Die gute Nachricht ist, dass diese Kälber nach einigen Wochen wieder glatt und schier aussehen, weil sie nun in der Lage sind den Energiebedarf über die Festfutteraufnahme zu decken. Der Haken an dieser Situation ist, dass diese Kälber kompensatorisch gewachsen sind. Durch den Energiemangel hat der Körper des Kalbes eine Mangelsituation erlitten und dieses als Erfahrung abgespeichert. Heißt so viel wie, dass dieses Kalb als ausgewachsene Kuh die über das Futter aufgenommene Energie tendenziell eher für den Aufbau von körpereigenen Fettreserven nutzen wird statt für die Produktion von Milch. In der Praxis ist dies die Kuh, welche innerhalb einer Laktation/Trockenstehphase anfällig für starke Veränderungen der Körperkondition und somit auch für Stoffwechselkrankheiten ist.

Quelle: Dr. Elke Rauch (Ludwig-Maximilians-Universität München) - Fachvortrag: Biestmilchmanagement bei Kälbern

Zusammenfassend ergeben sich folgende Faustregeln für das Abtränken von Kälbern: 

  • Frühzeitige Gewöhnung an qualitativ hochwertiges Festfutter (z.B. Trocken-TMR für Kälber)
    • Der Energiebedarf muss Stück für Stück über das Festfutter gedeckt werden können.
  • Die Abtränkphase sollte mindestens doppelt so lang sein, wie die intensive Tränkephase.
    • drei Wochen intensiv mit gleichbleibend hoher Milchmenge, acht Wochen abtränken
  • Konstante, lineare Reduzierung der Milch während des Abtränkens, keine Plateaus einbauen!
  • Sehr gute Haltungsbedingungen und ein gutes Management sind immer förderlich für vitale, gesunde Kälber
  • Keine zwei Aktionen (Enthornen, Gruppenwechsel etc.) an einem Tag
  • Auf die immunologische Lücke des Kalbes achten und Stressfaktoren minimieren.
  • kompensatorisches Wachstum vermeiden.

Möchten Sie Ihre eigene Kälber- und Jungtieraufzucht optimieren? Sprechen Sie uns an, wir unterstützen Sie gern!